Thomas Palzer gelingt in Vergleichende Anatomie eine außergewöhnliche Abhandlung über (männliche) Sexualität im Alter. Auf knapp 100 Seiten berichtet er von Beginn und Ende seiner zwanzigjährigen Beziehung und durchwebt die Erzählung mit philosophischen Gedanken zur Sexualität sowie einigen Einschüben zu Klassikern wie Foucault oder antiken Konzeptionen von Liebe.
Sophie Stroux im Literaturportal Bayern
Ich gehöre – zugegebenermaßen – vermutlich nicht mal zur Zielgruppe des Textes. Da ich zum einen noch jung und zum anderen weiblich bin, ist mir das Thema recht fern, ja, ich könnte auch sagen, ich habe davor so gut wie noch nie über Sex im Alter nachgedacht. Trotzdem haben mich Palzers Reflexionen berührt. Gerade an den Stellen, an denen er seine persönliche Geschichte schildert, habe ich mir Sätze markiert, einzelne Gedanken nochmal gelesen und weitergesponnen.
Ulrich Rüdenauer am 21. August 2018 im büchermarkt des Deutschlandfunks:
Palzer versucht in seinem vielschichtigen Essay zu verstehen, was das Leben mit den Körpern macht und mit dem Sehnen und dass es dabei um Vorstellungen geht, die von Körpern eingelöst werden – oder irgendwann eben nicht mehr.
Der Wiener Falter 31/18 macht Vergleichende Anatomie zum Buch der Stunde
In Vergleichende Anatomie ist die Gratwanderung beim Schreiben über intime Erlebnisse und die Geschichte der Trennung des Autors gelungen. Er schreibt im Vorspann: »Eine Geschichte ist, um Geschichte zu sein, notwendig abgeschlossen. Auch die Liebe, um die es hier geht, ist abgeschlossen.« Gelingende Sexualität, macht er sich und den Leserinnen und Lesern klar, beruht auf sozialem Verhalten und auf Verhandlungen. »Nein«, wie immer es motiviert ist und begründet wird, heißt »nein«. Das gilt auch für den Satz: »Du bist mir zu alt.«
Thomas Adamczak auf Weltexpresso