Die Innenseite der Wirklichkeit: Zwischen Fakt und Fiktion. Deutschlandfunk Essay und Diskurs

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14. April 2019, 09:30 Uhr dlf

In einer medial durchgetakteten Wirklichkeit gerät die Bedeutung von Fiktion in den Hintergrund. Das zeigt sich dann, wenn Literatur praktisch ausschließlich inhaltlich aufgefasst wird. Dabei sind das Imaginäre und die Imagination in die Entwicklung des Wirklichen tief verstrickt.

Die Gegenwart ist eine Zeit imaginativer Not. Angebetet wird das Datum, das Faktum, die Information. Bestätigt wird diese Diagnose von dem Furor, mit dem versucht worden ist, das Pseudonym der Bestsellerautorin Elena Ferrante zu lüften – und vollends in Kraft gesetzt wird sie von dem Triumphgeheul, das neulich in den Medien anhob, als der französische Literaturwissenschaftler Claude Schopp eine Dame namhaft machte, die dem Maler Gustave Courbet für das Bild „Der Ursprung der Welt“ Modell gestanden haben soll.

Oft wird Literatur geradezu abgewertet als nur Erfundenes. Literatur ist also, wenn sie Probleme der Gegenwart brav nacherzählt? Welche Stories und Botschaften vermittelt sie – und wie lehrreich sind diese? Das ist die Frage, die heute zählt. Dabei sind das Imaginäre und die Imagination in die Entwicklung des Wirklichen tief verstrickt. Fakt und Fiktion sind dessen zwei Seiten, denn was unter der Vorherrschaft der Naturwissenschaften in Vergessenheit geraten ist: Auch die Wirklichkeit verfügt über eine Innenseite.

Die Innenseite der Wirklichkeit: Zwischen Fakt und Fiktion

#Fiktion meint ursprünglich nicht #Erfindung, sondern #Gestaltung.

Fiktion meint ursprünglich nicht Erfindung, sondern Gestaltung.

Die #KünstlicheIntelligenz ist nicht viel mehr als eine #grammatische #Fiktion.

Die „Künstliche Intelligenz“ ist nicht viel mehr als eine grammatische Fiktion.

Editorial

Ich lebe in München und Leipzig, habe Philosophie und Literatur studiert, und arbeite als Autor, Essayist, Schriftsteller und Regisseur. Wie ich in DAS KOMMENDE BUCH geschrieben habe: Das Menschsein und die Erde, in deren wechselndem Licht es stattfindet, bleiben der entscheidende Maßstab.

DIE PHILOSOPHISCHE PRAXIS besteht genau darin, dass geistige Abenteuer als die einzige Möglichkeit anzuerkennen, das Dasein vor dem bloßen physiologischen Überdauern zu bewahren – einem Schicksal, das man ansonsten mit den Hecken und den Gletschern aus gefrorenem Methan an den Rändern des Universums teilte.

Auf dem schwierigen Gelände, wo es um die Gestaltung von Gedanken und Bildern geht und wo Probleme keine Lösungen haben, sondern Geschichte, werden Bedeutungen ständig hin und hergeräumt und verschoben. Die Welt ist nicht schon ausgemacht – ready-made. Und Geschichte ist kein Depot, sondern ein Horizont.
Es braucht Kraft, um die Fiktion als Fiktion anzuerkennen.

Ich sah die besten Köpfe meiner Generation zerstört von Ironie.

Literatur und Philosophie stehen für ein anspruchsvolles Dasein.
Darum geht es.
Niemand wird zurückgelassen.
Niemals langweilen.
Eben darin besteht die philosophische Praxis.