“Du bist mir zu alt!” Mit diesen unvermittelten Worten beendet die Lebensgefährtin Thomas Palzers eine langjährige, überwiegend glückliche Beziehung, an die er viele Erinnerungen an gemeinsam verbrachte Nächte, Reisen und Gespräche knüpft. Der Verlassene tritt daraufhin aus dem Bett und nackt vor den Spiegel, wagt einen schonungslosen Blick auf seinen Körper und beginnt über das Verhältnis von Sex und Alter zu reflektieren. Mit Anfang 60 fühlt er sich nicht alt, aber erkennt, dass sich etwas verändert hat, doch auch die Sexualiät? Was bedeutet überhaupt Sex im Alter, wenn das gesellschaftliche Bild von Sexualität mit jungen, schönen Körpern verknüpft ist? In seinem sehr persönlichen und zarten autobiografischen Essay geht Palzer diesen Fragen nach, versuchte eine neue Verortung der Sexualiät und eröffnet auf kluge und nachdenkliche Weise einem tabuisiertes Thema Möglichkeiten des offenen gesellschaftlichen Diskurses.
In Vergleichende Anatomie. Eine Geschichte der Liebe – wobei der Untertitel im doppelten Sinn (des Genitivs) gemeint ist – geht es um den Verlust, um Pornographie, Sex im Alter, Behälterlogik, Innenwelt und Außenwelt, um Intimität und darum, dass der Autor, der über all das schreibt, auch selbst von all dem betroffen ist. Ein Memoir und personal essay.
Besprechung von Sophie Stroux auf dem Literaturportal Bayern
Rezension in Weltexpresso